Neue Untersuchungen am 2. Zoologischen Institut der Universität Jena am Sammlungsmaterial des Phyletischen Museums zeigen, welche Merkmale für die Unterscheidung von Haus- und Wildkatze wirklich brauchbar sind. Die Studie zeigt auch: Mischlinge (Hybriden) zwischen Haus- und Wildkatze sind in Thüringen sehr selten. Zu erkennen sind die Hybriden aber nur mit Hilfe genetischer Untersuchungen - sie können nämlich genau wie Wildkatzen oder wie Hauskatzen aussehen.
Dazu die Autoren Matthias Krüger und Prof. Dr. Martin Fischer:
"Die Betrachtung und Bewertung morphologischer Merkmale und die genetische Identifizierung von Wildkatzen (Felis s. silvestris), Hauskatzen (Felis silvestris f. catus) und deren Hybriden (silvestris x catus) in Thüringen sind Gegenstand zweier Veröffentlichungen im Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research Band 47, 2009.
Die Auswertung von 61 Totfunden wildfarbener Katzen aus zwölfjähriger (1993 – 2005) Sammeltätigkeit am Phyletischen Museum Jena, erbrachte wichtige Erkenntnisse zum Vorkommen der Wildkatze in Thüringen, zur Bestimmungstechnik und zur Signifikanz morphologischer Merkmale. Eine Zuordnung von Individuen zu den Unterarten ist mit wenigen eindeutigen anatomischen Merkmalen möglich (Krüger et.al. 2009). Zweifelsfrei lassen sie sich aber nur molekulargenetisch durch Analyse mitochondrialer DNA und der Typisierung von Mikrosatelliten von Hybriden trennen (Hertwig et.al. 2009).
Fünfzig anatomische Merkmale bzw. Indizes und zwanzig Fellmerkmale wurden mittels statistischer Verfahren auf Signifikanz und Korrelation evaluiert.
Im Ergebnis sind in der Thüringer Population Darmlänge, Gehirnvolumen und Schädelindex wegen der fehlenden Überlappung der Maße sowie drei Fellmerkmale (Schwanzbänderung, Genick- und Schulterstreifung) die einzigen Merkmale, die Haus- und Wildkatzen sicher trennen.
Vier Individuen also knapp 7% der untersuchten Thüringer Katzen sind genetisch als Hybriden anzusprechen. Nur ein Individuum davon konnte zuvor auch phänotypisch als Hybrid erkannt werden. Es zeigt hauskatzentypische Fellmusterung aber 63% metrische Merkmale der Wildkatze. Die drei weiteren Exemplare tendieren bis zu 91% bei den metrischen Merkmalen zu typischen Haus- oder Wildkatzenphänotypen bei entsprechender Fellmusterung und verschleiern damit ihren Hybridcharakter. Diese Ergebnisse unterstützen die Diagnose, dass Hybridisierung nur durch die genetische Analyse erkennbar wird."
Literatur (kann hier heruntergeladen werden):
Hertwig ST, Schweizer M, Stepanow S, Jungnickel A, Böhle U-R, Fischer MS (2009) Regionally high rates of hybridization and introgression in German wildcat populations (Felis silvestris, Carnivora, Felidae). J Zool Syst Evol Res 47:283-297
Krüger M, Hertwig ST, Jetschke G, Fischer MS (2009) Evaluation of anatomical characters and the question of hybridization with domestic cats in the wildcat populations of Thuringia, Germany.J Zool Syst Evol Res 47:268-282
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Fellfarbe | Grau mit cremegelbem bis ockerfarbigem Ton, weißer Kehlfleck | glänzend, große Variabilität der Graufärbung |
Fellmuster | deutlich abgeschwächte verwischte Zeichnung | meist kräftig durchgezeichnet |
Körperbau | plumper wirkend, da langhaarig, Läufe dick | schlanker wirkend, da kurzhaarig, Läufe dünner |
Kopfform | wuchtig, breite Schnauzenform | zarter, schlanke Schnauzenregion |
Schnurr- und Tasthaare | weiß, kräftig ausgebildet | schwächer ausgebildet, zuweilen hornfarbig |
Nasenspiegel | hell fleischfarben | meist dunkler |
Ohr | klein wirkend, da längeres Kopfhaar | groß wirkend, da kürzeres Kopfhaar |
Schwanz | stumpfendig, stark buschig, über 50 % der Körperlänge | Kurzhaarig, spitzendig, bis 50 % der Körperlänge |
Schwanzmusterung | deutlich dunkel abgesetzte Ringe in der hinteren Hälfte | helle Felder, silbergrau gefärbt, meist nicht so scharf abgesetzt |
Krallen | hell hornfarbig | hell- oder dunkelhornfarbig |
Hinterfüße | schwarze Sohlenfleckung | schwarze Sohlenzeichnung |
Hirnschädelinhalt | 32,5-50cm | 20-35cm |
Schädelindex (Hirnschädelvolumen / Schädellänge) | <2.75 |
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Gesamtlänge | ? 83-97cm | ? 69-92cm |
Gewicht erwachsener Exemplare | ? 3,0-6,5 kg | ? 3,0-6,5 kg |
Darmlänge | ? 120-170cm | ? 165-254cm |
Tragzeit | 63-68 Tage | 56-61 Tage |
Zahl der Würfe im Jahr | 1, selten 2 | Stets mindestens 2 |
Jungenzahl | 2-4 im Durchschnitt | 4-6 im Durchschnitt |
Angaben aus Grabe, H., & G. Worel (2001), nach Haltenorth (1957)
und Piechocki (1990), verändert.